Im September 2021 besuchten wir Italien. Gründe für die Wahl des Reiseziels waren vor allem, dass wir wenige Länder bereisen wollten, wenige Grenzen überqueren und mit dem Auto fahren wollten. Wir wussten ja nicht, was die Einreise- und Quarantänebestimmungen der nächsten Wochen bringen würden.
Neben uns hatten viele Leute ähnliche Vorstellungen und so war die Anreise eher zäh bis sich bei den Abfahrten zum Gardasee die Autobahn leerte und nur noch wenige Baustellen die Fahrt nach Ligurien behinderten. Nach neun Stunden kamen wir in Cavi an und bezogen unser Zimmer für die nächsten Tage. Cavi liegt an der Küstenstrasse und der Eisenbahnlinie, die den Ort vom Strand mit seinen Imbissbuden und Schirmchen trennt. Es gibt aber genügend Tunnel, die den Durchgang vom Ort zum Meer ermöglichen.
Am nächsten Tag wanderten wir in den Nachbarort Sestri Levante, das auch an der Küstenstrasse liegt, aber für Fussgänger nur über einen Weg erreichbar ist, der erst 100m raufführt und über dem Strassentunnel verläuft. Der Tunnel hätte einen Gehweg, aber gehen möchte man dort nicht. Bei jedem Schritt auf dem Wanderweg, vorbei an der Kapelle Sant‘ Anna liefen Eidechsen vor uns weg, nur fotografieren liessen sich die Tiere nicht. Sestri Levante ist etwas grösser als Cavi, hat einen Hafen und man kann ein bisschen durch den Ort laufen. Danach machten wir uns wieder auf den Weg über den Berg um uns für eine Stunde ans und kurz ins Meer zu setzen.
Den nächsten Tag verbrachten wir nur am Meer und planschten im noch angenehm warmen Wasser der Bucht von Tigullio.
Das nördliche Ende dieser Bucht markiert eine Landzunge mit Leuchtturm, die den Hafen von Portofino beschützen. Wir fuhren bis Santa Margherita, einen Hafen vor Portofino und stiegen auf die Fähre, die erst Portofino anfährt und dann San Fruttuoso, ein abgeschiedenes Kloster ein paar Kilometer weiter. Dort stiegen wir aus und liefen den Küstenweg nach Portofino zurück. Auch hier muss man erst 250m rauf, darf dann aber zum Glück höhengleich durch die Macchia und dann über unzählige Treppen runter in den Ort. Wir waren ganz froh, diese Richtung gewählt zu haben, obwohl uns viele Leute entgegenkamen. Wir hatten nicht die sonnigen Treppen im Aufstieg, sondern den schattigen Laubwald.
Portofino ist ein kleiner Hafen mit malerischen Häusern aussenrum, der sich dank seines mondänen Rufs auch so erhalten konnte. Wir spazierten ein bisschen rum, assen teure Focaccia, schauten in teure Schaufenser und nahmen dann den Bus nach Santa Margherita, wo wir noch ein bisschen im Hafen rumliefen, bevor wir uns uns auf den Heimweg machten.
Dann gabs einen Tag am Meer bevor wir nach Monterosso fuhren, dem nördlichsten Ort der fünf Dörfer, die man Cinque Terre nennt. Der Zug und die Fähren brachten Menschenmassen in den Ort, die dort an der Uferstrasse entlangliefen oder am Strand lagen. Am Ende der Strasse trifft man auf ein Ticketverkaufshäuschen. Die meissten zeigten ihr Kombiticket für Zug und Wanderung, wir kauften eine Eintrittskarte für den Wanderweg über die fünf Dörfer. Eigentlich führt der Weg nur dem Ufer entlang, aber wir hatten schon in Portofino gelernt, dass das bedeutet, dass man erst 250m rauf muss, dann über der Bahn und der Küste entlang läuft um dann zum nächsten Hafen abzusteigen.
Hier war mehr los als die Tage davor, aber es war nicht wirklich voll und wir wanderten in zwei Stunden nach Vernazza, tranken einen Espresso und dann (wieder 200m rauf) nach Corniglia, wo eine Bar tolle Brote mit Tomate und Pesto zur selbstgemachten zuckerfreien Limonade serviert.
Die nächsten beiden Etappen wären kürzer gewesen und mit weniger Höhenmetern. Allerdings standen wir ein paar hundert Meter hinter Corniglia an einem Bauzaun vor einem Abhang, wo früher mal der Weg war. Ein Erdrutsch hatte ihn mitgenommen. Vielleicht Hätte man die Stelle umgehen können und irgendwie zum Tunnelportal gegenüber kommen können, aber wir trauten uns nicht und irgendwo auf der anderen Seite müsste auch ein Bauzaun stehen vielleicht weniger leicht zu umgehen. Wir drehten also um, begnügten uns mit drei der fünf Cinque Terre und nahmen den Zug zurück nach Monterosso. Wir hatten auch überlegt, vielleicht mit der Fähre zurückzufahren, aber Corniglia hat als einziges der Dörfer keinen richtigen Hafen.
Auf dem Rückweg nahmen wir die Küstenstrasse, wegen des Meerblicks. Was wir nicht wussten ist, dass die Strasse in einem Tunnel verläuft, der eher ein einspuriger Stollen ist. Die Einfahrt wird mit einer Ampel geregelt, die drei mal in der Stunde für eine Minute grün wird. Glücklicherweise stehen die Zeiten an einer Tafel neben der Ampel, sonst hätten wir gedacht, sie sei kaputt.
Nach einem schönen Tag am Meer tobte sich den ganzen nächsten Tag ein Gewitter aus und wir verbrachten den Tag in Genua. Vom Parkhaus liefen wir erst durch die Unterwelt von Gotham City. Dieser Eindruck entsteht, weil Genua hier an einem sehr steilen Hang erbaut wurde und sich mehrere Schichten Brücken über dem schmalen Gehsteig auf dem Boden der Stadt türmen. Erst in der Nähe des alten Hafens, wo die Landschaft flacher wird und nur noch eine Strasse auf Stelzen Stadt und Meer trennen, wurde die Gegend freundlicher. Das Wetter auch und so konnten wir mit trockenen Jacken, wenn auch nassen Schuhen die Yachten dort bestaunen, die Kreuzfahrtschiffe gegenüber, die auf Kundschaft warteten und die ganzen kleinen Boote dazwischen.
Wir gingen dann durch ein Viertel der Altstadt, dessen Bewohner sehr nordafrikanisch wirkten, dann zum Aufzug. Robert hatte im Reiseführer gelesen, dass man mit dem Lift zu einem der Aussichtspunkte fahren soll deshalb fuhren wir zur Promenade des Stadtteils Castelletto, die schöne Blicke über der Altstadt bietet. Wir liefen durch einen Tunnel in den Berg, lösten eine Fahrkarte und nahmen im holzvertäfelten Aufzug Platz, der dann schräg den Berg raufrumpelte. Oben gabs Aussicht und einen zweiten Aufzug nach unten. Der war auch im Jugendstil und hübsch, aber weniger prächtig gestaltet als der westliche Lift. Am Ende des Tunnels warteten wir einen Schauer ab, liefen los, stellten uns wieder unter, liefen los und warteten schliesslich mit Blick auf den Dom auf besseres Wetter. Danach konnten wir noch halbwegs trocken den Palazzo Ducale und die Piazza Raffaele De Ferrari mit der Post und dem Theater besuchen, etwas essen um dann wieder im Untergrund nach unserem Auto zu suchen.
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir wieder am Meer. Das Wetter war gut, das Meer warm, aber die Saison ging zu Ende. Die Imbisshüttchen am Strand, die Buden der Liegenverleiher und die Umkleidekabinen wurden zerlegt und auf Karren weggefahren.
Seit Jahren hatten wir uns vorgenommen, mal ein paar Tage in Venedig zu verbringen, damit wir auch mal abends an den Kanälen entlang laufen können und das Flair der Stadt ohne Tagestouristen geniessen können. Wir fuhren also mit dem Auto erst mal über Landstrassen durch den Ligurischen Apennin um dann kurz vor Parma auf die Autobahn aufzufahren. Nachmittags erreichten wir dann das Parkhaus in Venedig, wo wir für 4 Tage einen Parkplatz reserviert hatten. Trotzdem mussten wir ganz oben parken ohne Sonnenschutz, wurden dafür aber mit der Aussicht vom obersten Parkdeck belohnt. Wir brachten dann erst mal die Koffer ins nahe Hotel, dass direkt am Canal Grande liegt. Wir bekamen ein sehr schönes Zimmer mit Terrasse und Blick auf den Canal Grande. Und dann machten wir uns auf den Weg zu ersten Erkundungen der Stadt, wobei wir die wichtigsten Touristenpunkte für den nächsten Tag aufgespart haben. Dann gings nochmal zurück ins Hotel zum frisch machen und danach noch zum Abendessen in ein Restaurant.
Am nächsten Morgen bestaunten wir erst die unterschiedlichen Boote für Müllabfuhr, Ambulanz, Polizei, Paketdienste und Getränkelieferanten. Dann gabs Frühstück auf der Hotelterrasse direkt am Canal Grande. Dann haben wir uns auf den Weg gemacht durch die verschiedenen Viertel von Venedig, zur Rialtobrücke und zum Markusplatz. Dort haben wir den Markusdom besichtigt inkl. Museum, von dort hat man den besten Ausblick über Markusplatz und Piazzale. Den Espresso am Markusplatz haben wir ausgelassen, dort ist er viel zu teuer. Anschliessend liefen wir weiter durch Nebengassen bis zum Arsenal und wieder zurück Richtung Dogenpalast, suchten den Weg über die Ponte dell'Accademia und abends zurück ins Hotel um dann bald zum Abendessen aufzubrechen.
Wir waren der Meinung, dass wir genug zu Fuss erkundet hatten und kauften uns am nächsten Morgen ein 48-Stunden-Ticket fürs Vaporetto. Damit fuhren wir dann nach Murano, liefen dort durch den Ort zur Kirche Santa Maria e San Donato, bestaunten die Mosaikfussböden und die Drachenknochen, die hinter dem Altar hängen. Dann haben wir uns noch das Glasmuseum angeschaut und haben uns dann wieder fürs Vaporetto angestellt um nach Burano weiter zu fahren. Dort haben wir ein paar Stunden damit verbracht die vielen bunten Häuser anzusehen. Dann gings zurück nach Venedig zur Fondamente Nove und von dort auch noch mit dem Vaporetto zur Station Ferrovia. Wir mussten noch farbige OP-Masken besorgen wie uns von zuhause aufgetragen wurde, weil die in Deutschland erhältlichen nicht den modischen Ansprüchen der Verwandtschaft genügen. Dann gings ins Hotel und zum Abendessen Richtung Rialto-Brücke und nachts dann mit dem Vaporetto zurück zum Hotel.
Den nächsten Tag gingen wir ein wenig zu Fuss, weil wir noch Souvenirs kaufen wollten, stiegen dann in der Nähe der Rialtobrücke wieder ins Vaporetto und fuhren zum Lido. Wir liefen bis zum Strand, der so gut wie leer war und nach einem Kaffee gings zurück mit dem Vaporetto über San Marco, durch den Canal de Santa Chiara bis zum Piazzale Roma. Nachdem wir dann unsere Einkäufe im Hotel abgestellt haben gings zum Eis essen und zu Fuss zum Fondamente Nove, vom dort vervollständigten wir die Umrundung Venedigs mit dem Vaporetto, stiegen an San Marco aus und liefen zurück zum Hotel. Zum Abendessen gings dann nochmal zu Fuss.
Am nächsten Tag gings nach Hause. Wir kamen früh genug los, dass unser Vaporetto-Ticket noch gültig war und konnten uns den mühsamen Weg mit Koffer über die gläserne Brücke zum Parkhaus ersparen. In Maestre haben wir uns noch mit den nötigsten Lebensmitteln und ein paar Flaschen Wein für zuhause eingedeckt, da das Wetter zu schlecht wurde um noch eine paar Tage Südtirol anzuhängen.