Mitte Juli 2023 besuchten wir Tansania. Wir wollten nach Island mal wieder einen warmen Urlaub und ausserdem wollten wir schon immer mal Löwen und Elefanten in freier Wildbahn sehen. Die ersten eineinhalb Tage verbrachten wir mit Anreisen. Von München nach Dubai und dann nach Sansibar und dann weiter nach Arusha war nicht die klügste Entscheidung. Viel Sitzen, viel Warten, kurzer Sprint durch einen Flughafen und dann wieder Sitzen und Warten. So wurde es erst in Sansibar ein bisschen wie Urlaub und so richtig Urlaub erst am Abend als wir im Guesthouse bei Arusha ankamen, was zu essen bekamen und gleich ins Bett fielen.
Wir wussten, dass diese Anreise einen Tag Erholung fordern würde und hatten den ersten Tag zum Eingewöhnen frei. Vor dem Frühstück trafen wir auch auf die ersten Wildtiere, 2 Rehe rannten durch den Garten und allerhand Vögel sassen rum und ein paar Hörnchen. Ein Vertreter des Safari-Unternehmens kam vorbei, dann hatten wir Zeit für einen Spaziergang rund um die Unterkunft und einen Nachmittag am sehr kleinen Pool.
Nach dem Frühstück wurden wir von Eli abgeholt, unserem Fahrer, der uns die nächsten Tage durch die Gegend führen sollte. Und natürlich fahren, wir hatten einen Land Cruiser, der für 6 Passagiere sicher eng, für uns beide mehr als ausreichend war. Das Dach konnte man hochstellen, dann konnten wir stehen und oben raussehen. Eli spricht ziemlich gut deutsch und konnte uns Land, Leute und Tiere erklären.
Wir fuhren zum Arusha-Nationalpark an den Osthängen des Mount Meru. Der Park ist überwiegend bewaldet mit Forststrassen für die Safaris und gelegentlich tauchen freie Flächen mit Gras oder niederem Buschwerk auf. Zuerst fuhren wir über eine freie Fläche gleich hinter dem Eingang wo schon Büffel, Zebras und Warzenschweine auf uns warteten, noch ein bisschen weit weg von der Strasse, aber für den ersten Eindruck ganz gut. Danach kamen Paviane, die auf der Strasse sassen, Seidenaffen und Diademmeerkatzen. Die letzten beiden sassen nicht auf der Strasse, sondern auf Bäumen daneben. Wir hätten sie nicht entdeckt, aber Eli hatte einen Blick für Tiere und wusste auch, wo er welche finden konnte. So fanden wir auch die Giraffen, die behäbig auf den freien Flächen rumstanden, die Wasserböcke und die Flamingos am Ufer der Momella-Seen im Norden des Parks. Dort machten wir auch Mittagspause mit Blick auf See, Flamingos und ein paar Giraffen, deren Hälse aus den Büschen ragten.
Zurück gings dann wieder mehr durch Wald mit Affen, Buschböcken, Wasserböcken (gib es auch im Wald) und ein paar Antilopen, die etwa die Grösse eines Hasen hatten, aber nach Elis Aussage ausgewachsen waren. Zum Schluss gabs noch einen Sattelstorch zu sehen, der auf der Freifläche stand, wo wir am Morgen die Zebras und Büffel fanden. Nachmittags kamen dann noch ein paar Böcke, Meerkatzen und Paviane dazu, dann wurden wir wieder ins Hotel gebracht um unsere Sachen zu packen, weil am nächsten Tag sollten wir woanders übernachten.
Wir fuhren nach Westen, zum Tarangire-Nationalpark. Die Gegend wird hier trockener, eine leicht hügelige Savanne, deren Erosionsrinnen man aber ansieht, dass gelegentlich auch richtig viel Wasser durch die Landschaft fliesst. Links und rechts der Strasse Hirten, die kleine Herden von Kühen, Schafen und Ziegen (auch gemischt) durch die Gegend treiben, Esel als Lasttiere für Säcke und Wasserkanister. Eine Gruppe Kamele sahen wir auch, die scheinen aber eher selten zu sein.
Am Eingang des Parks waren wir erst mal ein bisschen geschockt von der Menge an Besucher-Autos. Neben einem Defender standen vielleicht hundert Land Cruiser, deren Passagiere die kleinen Läden und die Toiletten besuchten (man darf nicht aus dem Auto aussteigen im Park), während die Fahrer die Eintrittsformalitäten erledigten. Nach dem Tor entzerrte sich der Besucherstrom dann aber deutlich. Bei manchen Tiergruppen standen schon mal acht oder zehn Autos, aber meistens waren es drei oder vier Fahrzeuge, deren Passagiere aus dem Dach lugten und knipsten.
Gleich nach dem Eingang warteten Impalas und Warzenschweine, danach an einer Wasserstelle Gnus, dann Elefanten, Paviane, Giraffen, Zwergmangusten und Wasserböcke. Dazwischen auch ein paar hübsche Vögel (Gabelracke und Dreifarbenglanzstar), die aber neben den grossen Tieren wenig Aufmerksamkeit abbekamen. Pause gabs unterwegs im Auto, später dann an einem Picknickplatz, an dem Touristen und Meerkatzen um Futter kämpften. Hier hatten wir auch Sicht über das Flussbett des Tarangire-Flusses, zur Regenzeit sicher ein mächtiger Fluss, zu dieser Zeit ein kleiner Bach. Aber immerhin ein Bach und der Grund dafür, dass wir hier so viele Tiere trafen. Die kommen aus den trockeneren Gebieten hierher, um die Trockenzeit zu verbringen. Sämtliche Tiere hier waren erstaunlich gut an Touristen in Autos gewöhnt und liessen sich kaum von Motoren stören, die 3 Meter neben ihnen gestartet wurden und sie wussten, dass von Objektiven keine Gefahr ausgeht.
Auf dem Rückweg trafen wir noch Strausse und eine putzige Familie Streifenmangusten, bevor wir den Park mit den vielen Tieren und den mächtigen Baobab-Bäumen verliessen.
Unser nächstes Hotel lag in Mto wa Mbu am Nordende des Manyara-Sees. Dort besuchten wir ein Dorf der Massai. Die Massai sind die für Aussenstehende am deutlichsten erkennbare der vielen Volksgruppen in der Gegend, weil sie sich recht auffallend kleiden und weil ihr nomadischer Lebensstil und ihre Bräuche in der touristischen Werbung am leichtesten zu vermarkten sind. Die Dorfbewohner zeigten uns ihre Tänze (und zwangen uns mitzumachen, wozu sie uns verkleideten und mit Messer, Stock und einem praktischen Fliegenwedel aus Gnu-Haar ausstatteten) und wie man Feuer mit zwei Hölzern macht. Ausserdem führten sie uns in eine der Hütten, winzig klein und baugleich zu allen anderen Hütten aus Holz, Stroh und einem Putz aus Kuhdung und Asche. Für uns schwer vorstellbar, dass wir im runden tiny house einer fünfköpfigen Familie sassen. Nach dem Tanz, dem Rundgang, einem Besuch der Vorschule und dem Einkauf im Souvenirshop verliessen wir die Massai, fuhren noch kurz zu einem Aussichtspunkt über den See und dann zum Hotel.
Wir wurden früh abgeholt, weil ab jetzt ging es für drei Tage in die Serengeti. Erst ein Stück am Manyara-See entlang, das wir schon von gestern kannten mit Strassendörfern und dazwischen Reis-, Mais- und Getreidefelder und Plantagen, auf denen Bananen und Kaffee geerntet wurden. Dann ging es hoch in die Berge zum nebligen Urwald am Eingang des Ngorongoro-Nationalparks. Wir hätten von dort auch die Aussicht über den Krater geniessen können, standen aber in Wolken auf 2300m Höhe und sahen nichts. Erst als die Strasse vom Kraterrand wieder nach unten führte, sahen wir wieder Savanne durch die die Massai ihre Herden trieben. Hier im Umkreis der Serengeti war ein Schutzgebiet eingerichtet worden. Man darf nicht jagen, aber die Leute dürfen ihre Rinder weiden lassen. Erst ein paar Kilometer weiter war dann keinerlei Nutzung der Flächen mehr erlaubt. An der Grenze zum Nationalpark wurde dann das Dach aufgeklappt und die Safari begann mit dem Mittagessen am Verwaltungsgebäude mit Picknick-Platz. Eli musste ein paar Formalitäten erledigen, dann suchten wir uns einen Platz. Diese Picknick-Plätze sind hier grosse Areale mit Tischen und Sonnenschirmen und Toilettenanlagen. Hier versammeln sich dutzende Reisegruppen um ihr Lunchboxen aufzumachen, die sie morgens vom Hotel bekommen haben. Man sitzt, isst und versucht ein paar der farbenfrohen Bröselsammler (meist Stare), Agamen und Affen zu knipsen. Hinter dem Verwaltungsgebäude verteilen sich die Safari-Autos etwas. Man fährt scheinbar ziellos durch die Gegend und der Fahrer hält Ausschau nach interessanten Tieren. Thomson- und Grantgazellen gelten schon bald nicht mehr als interessant, weil sie praktisch überall rumstehen, bald werden auch Leier- und Kuhantilopen als nicht mehr so wichtig eingestuft. Wirkliche Attraktionen wie Löwen erkennt man daran, dass eine handvoll Autos auf einem Haufen stehen und Tiere in 1 bis 50m Abstand beobachten. Löwen auch mal etwas länger, weil die liegen nur faul rum und bewegen sich nur alle paar Minuten mal oder bewegen wenigstens den Kopf oder gähnen. Besonders schwer zu findende Tiere wie Geparden (sind klein, niedriger als das Gras hier und gut getarnt) erzeugen dann einen grösseren Auflauf an Fahrzeugen, werden über Funk an alle anderen Führer gemeldet und man bildet einen Halbkreis um zwei Geparden, die an einem Termitenhügel dösen. Erstaunlicherweise sind die Tiere von den Autos völlig unbeeindruckt. Ein paar Jahrzehnte, in denen Safaris durchgeführt werden und niemand ein Tier gejagt hat haben die Tiere gut an brummende Blechkisten gewöhnt, die zwar blöd im Weg stehen, aber ansonsten weder Fressfeind noch Konkurrent sind.
Abends wurden wir dann in unser Camp für die nächsten drei Nächte gebracht. Eine Reihe von Zelten mit ein paar Metern Abstand und einem grossen Zelt für Rezeption, Bar, Restaurant und Küche. Die Zelte waren recht gross, mit eigenem Bad und WC, gut gegen Insekten geschützt und unerwartet luxuriös. Nur die Dusche war ein bisschen eingeschränkt nutzbar. Man musste an der Rezeption Bescheid geben, dann wurde der Warmwasserschlauch für das Zelt angeschlossen und danach für den nächsten Duscher umgehängt.
Ebenfalls unerwartet luxuriös war das Restaurant, die Küche hatte nur zwei Gerichte zur Auswahl, aber die waren richtig gut. Zum Abendessen durften wir dort nicht alleine gehen, sondern mussten über Funk einen Begleiter anfordern, der uns sicher die 50m durch die Savanne brachte. Hielten wir eigentlich für übertrieben, allerdings wurde uns schon vorher eingeschärft, dass im hohen Gras wilde Tiere unsichtbar lauern und z.B. Büffel auch ganz ohne Vorwarnung angreifen. Ausserdem erfuhren wir, dass auch die Führer und die Angestellten des Camps nicht alleine zu ihrer Unterkunft gehen, sondern für die 300 Meter entweder eine Gruppe bilden oder mit dem Auto fahren.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir weiter mit Rumkurven in der Serengeti. Mal zu Bäumen, die Leoparden als Ruheplatz und mit danebengehängter Antilope als sicheres Vorratslager dienten oder Löwen als Schattenspender. Die Löwen waren überwiegend faul, lagen rum oder säugten ihre Kinder. Manchmal kamen sie zusammen, und wenn sich zwei Gruppen treffen, gibt es eine kleine Begrüssung. So wie unsere Hauskatzen ihren Kopf an unsere Hand stossen, rempeln sich auch Löwen mit dem Kopf gegenseitig an und drücken sich aneinander, bevor jeder seinen Liegeplatz einnimmt. Wenn man lange genug zusieht und ihnen hinterherfährt wenn sie aufstehen, kann man aber auch ihre kleinen Aktivitäten beobachten. Ewig langes Anschleichen an Gazellen, für uns aus 2m Höhe zu sehen, für die kleinen Beutetiere aber nicht. Dann ein kurzer Sprint auf 20 Meter und eine kleine Zwischenmahlzeit für die Gruppe ist erlegt.
Einmal kam es durch das lange Rumstehen bei den Löwen auch zu einer etwas erschreckenden Situation. So grosse Autos bieten auch schöne Schattenplätze, bewegen sich aber auch immer genau dann, wenn man es sich neben oder unter ihnen bequem gemacht hat. Dann muss man als Löwe seinen Unmut äussern und der Mensch erschrickt schon, wenn er aus einem halben Meter Entfernung durch das halb geöffnete Fenster angebrüllt wird.
Die Leoparden waren schwerer zu finden als Löwen. Sie leben als Einzelgänger auf Bäumen oder Felsen und sind gut getarnt. Wir haben sie auch fast nur dösend getroffen, nur einer hat mal einen Verdauungsspaziergang rund um seinen Felsen unternommen, bevor er sich wieder hingelegt hat.
Diese Felsen, hier "Kopjes" genannt, sind 10 oder 20 Meter hohe Erhebungen in der ansonsten recht flachen Savanne. Sie bestehen aus rundgeschliffenem Granit, das als Inseln aus dem Sand und der Vulkanasche raussteht. Alles andere weichere Gestein wurde wegerodiert, so dass nur einzelne Gipfel früherer Berge aus hartem Stein übrigblieben. Heute dienen sie als kleine Biotope mit eigener Vegetation und eigener Fauna aus Agamen, Klippschliefern und anderen Kleintieren den Löwen, Leoparden und Pavianen als Wohnort.
An manchen Stellen trifft man auch auf kleine Wasserlöcher oder Bäche (zur Trockenzeit, zu anderen Zeiten Sümpfe und Flüsse). Dort schwimmen Flusspferde rum, das heisst, sie liegen im Wasser, nur Rücken, Ohren und Nasen sehen raus, der Rest des Körpers liegt im kühlen Wasser oder Schlamm. Erst nachts kommen sie raus und grasen. Krokodile sieht man ebenfalls am Ufer liegen oder im Wasser treiben.
Die Herdentiere ziehen einfach rum auf der Suche nach Futter. Elefanten als Elefantengruppe, andere Tierarten oft als gemischte Gemeinschaften aus Antilopen, Gnus, Büffeln und Gazellen. Die Mischung hat Vorteile für sie. Warzenschweine z.B. finden es gut, wenn andere ihnen durch ausreissen von Grasbüscheln den Boden fürs Graben lockern, dafür schätzen die anderen die hohe Wachsamkeit der Schweine. Die können wohl Raubtiere schon vor der gefährlichen Sprintentfernung erkennen.
Gazellen wissen aber auch, was die Löwen im Sprint schaffen. Wir haben eine Löwin gesehen, die auf ein Rudel Gazellen zuging. Die Gazellen wichen zurück, liefen der Löwin aber sogar wieder nach, als sie vorbei war.
In der zweiten Nacht brannte neben dem Camp die Savanne. Wir fuhren schon vorher durch schwarze Flächen, aber dieses Mal erlebten wir ein Band brennender Landschaft aus der Nähe. Die Crew wirkte aber gelassen, weil das war ein geplantes und kontrolliertes Feuer. Es wurde gelegt um die Vegetation in der nächsten Regenzeit schnell zu verjüngen. Für schnelle Tiere, die gerne saftiges junges Gras fressen sicher schön. Für alle, die nicht schnell fliehen können, oder die ihr Gelege zurücklassen müssen eher schlecht. Wir sahen dort auch am nächsten Tag neben einer lebenden Schildkröte viele verbrannte Panzer und Gruppen aus Sekretärvögeln, Perlhühnern und Grosstrappen freuten sich über geröstete Insekten.
Nach drei Nächten im Camp brachen wir zum Ngogorogoro-Krater auf. Drei Nächte sind wohl selten, wir fanden die Dauer aber gut. Die Leute im Camp auch, jedenfalls behaupteten sie, dafür würden sie uns einen Kuchen backen und für uns tanzen. Wir waren trotzdem überrascht, als sie tanzend drei Kuchen aus der Küche brachten und uns und zwei anderen Gästen die Verteilung der Nachspeise überliessen.
Der Weg zurück führte ein paar Kilometer neben der Hauptstrasse an Straussen, Hyänen und Löwen vorbei wieder hoch zum Kraterrand, dieses Mal nicht in Wolken, und runter zum Boden des Ngorongoro-Kraters, mit 400 bis 600m Tiefe und 17 bis 21km Durchmesser eine der grössten Calderas der Erde. Unten liegt ein See, in der Trockenzeit eher klein, in der Regenzeit wohl ziemlich füllend. Der See selbst ist Salzwasser, weil er keinen Abfluss hat, aber von den Hängen kommen Bäche, die die Grasflächen und Sümpfe im Krater mit Süsswasser versorgen.
Die Tiere hier waren für uns nicht neu, ausser einem sehr hübschen Serval. Die Herden von Gnus, Zebras und Büffeln waren aber beeindruckend gross. Und beeindruckend diszipliniert, Zebras bilden eine Reihe um Strassen zu überqueren. Dauert ewig, bis auf diese Weise hundert Tiere auf die andere Seite kommen, scheint aber sicherer zu sein.
Nach dem Krater verliessen wir die Nationalparks, übernachteten noch einmal in Mto wa Mbu und wurden am nächsten Tag in den Flieger gesetzt. Wir wollten uns nämlich noch ein paar Tage am Meer staubfrei und ohne wilde Tiere erholen und flogen nach Sansibar, wo wir ein Hotel in Paje bezogen.
Den nächsten Tag verbrachten wir am Pool, wo Maxi doch noch Opfer eines Tieres wurde. Kein Löwe, sondern eine kleine Raupe, die versehentlich zwischen Bauch und Unterarm zerdrückt mit ihren Nesselhärchen grossflächige Reizungen verursachte. Die wurden aber nur einen Tag lang grösser und gingen dann zurück. Wir waren auch kurz am Strand (Bei Ebbe 30-300m breit, und Lebensader und Geschäftsviertel der Stadt, bei Flut nicht mehr da und die Brandung klatscht gegen die Uferbefestigung). Das Baden dort war angenehm, nur treibende Seegrasfelder störten manchmal. Ein Spaziergang erforderte Gewöhnung an die kleinen Grüppchen in Massai-Kleidung und andere Händler, die Ausflüge vermitteln oder Souvenirs verkaufen wollten. Wir hatten aber schon Souvenirs und Ausflüge wollten wir zwar machen, aber nicht überstürzt vereinbaren.
Ein Kunsthändler abseits des Strandes kam allerdings doch mit uns ins Geschäft. Wir hatten schon vorher Bilder in einem bestimmten Stil gesehen, wollten aber überlegen und ausserdem waren sie uns zu teuer. Hier waren sie günstiger und auch schön. Wir überlegten noch eine Nacht, dann kauften wir ein Bild und schafften es später sogar, es heil nach Hause zu bringen.
Der Weg durch die Stadt auf der Strasse ist zwar nicht so schön wie der Strand, aber unabhängig von den Gezeiten und für Touristen völlig stressfrei. Selbst Massai sprechen einen nicht an und die Händler vor den Geschäften grüssen nur freundlich, wenn man vorbeigeht.
Nach dem Badetag waren wir wieder bereit für einen Ausflug. Wir hatten schon vorher Kontakt zu einem der vielen Tourveranstalter aufgenommen, die einem am Strand ihre Mappe mit den immer gleichen laminierten Bildern der üblichen Ausflugsziele unter die Nase halten. Er holte uns in einem Kleinbus samt Fahrer ab und brachte uns in den Jozani-Nationalpark. Das ist ein Waldgebiet voller wilder, aber harmloser Tiere, berühmt für die Roten Colobusaffen (auf deutsch "Sansibar-Stummelaffe", weil sie auch ohne Verstümmelung keinen Daumen haben), einer in Sansibar endemischen Tierart. Auf der geführten Tour durch den Wald, unterbrochen von kurzen heftigen Schauern wurden uns die Bäume erklärt und natürlich fanden wir ein paar Affen. Neben den Colobus-Affen gab es noch Diademmeerkatzen zu sehen und es gab sicher paar andere Tiere, die wir allerdings nicht fanden. Danach ging es in den Mangrovensumpf wo uns kleine schwarze Krebse gezeigt wurden, kaum zu sehen im schwarzen Schlamm und wir bekamen einen längeren Vortrag über die Bedeutung der Mangroven für das gesamte Ökosystem der Insel. Wir glauben, der Vortrag war so lange, weil man auf dem Holzsteg über dem Morast mit überdachten Aussichtspunkten nicht nass wird.
Nachdem wir bei Sonnenschein den Wald verlassen hatten, fuhren wir zu einer Gewürzfarm in Dole, bekamen einen Führer nebst Assistenten, die uns einige Gewürze zeigten. Es war ziemlich interessant, wie Kurkuma, Vanille, Pfeffer und Nelken wachsen, wie intensiv frisch vom Baum geschälter Zimt riecht, dass Zimtwurzel wie Wick Vaporub nach Kampfer riecht und wie stark frisch ausgegrabener Ingwer wirkt. Hier gabs auch Mittagessen, lecker, aber überraschend wenig gewürzt.
Nach dem Einkaufen für unsere Küche und die der Verwandtschaft fuhren wir nach Stone Town, der Altstadt von Sansibar City. Nicht sehr alt, weil der grösste Teil der Stadt entstand erst im 19. Jahrhundert als die Insel ihren wirtschaftlichen Aufschwung durch Gewürz- und Sklavenhandel sowie die Verlegung der Hauptstadt des Sultanats Oman hierher erlebte. Die Führung begann im Sklavereimuseum mit seinen beklemmenden Zellen und ein paar Exponaten, führte dann zum alten Fort (zwischengenutzt als Tennisplatz für Damen, weil der Innenhof frei und uneinsehbar war) und endete auf dem Markt. Zu neugierige Begutachtung einer Zuckerrohrpresse dort führte dazu, dass wir ein Getränk kaufen mussten aber auch selber pressen. Ziemlich erstaunlich, dass man aus 80cm Rohr mit viel Kraft ein gutes Limoglas Saft erhält und auch erstaunlich, wie lecker der ist. Nach dem Markt wurden wir wieder heimgebracht.
Der Wetterbericht sagte heftigen Wind voraus und bevor der ankommt, wollten wir noch ein bisschen schnorcheln, schliesslich hatten wir Masken und wasserfeste Kamera extra dafür mitgenommen. Wir wollten aber keinen so grossen Ausflug machen und liessen uns nur ein paar Kilometer nördlich die Küste entlang nach Dongwe fahren, wo ein Korallenriff in günstiger Entfernung zur Küste liegt. Paar hundert Meter weiter draussen war das richtige grosse Riff, das die Küste vor den Brechern schützt, aber hier gab es auch Korallen und bei Ebbe relativ ruhiges Wasser, weil die Wellen kaum über das äussere Riff kommen.
Wir wurden mit Flossen ausgestattet und folgten unserem Bootsführer durch halb trockenes Seegras und Sand mit Tümpeln voller Seeigel bis wir sein Boot erreichten. Dann gings ein paar Minuten erst mit Stangen- dann mit Motorantrieb zu einem sandigen Ankerplatz am Rande der Korallen wo auch schon ein paar andere Boote ankerten. Der Kapitän sprang erst mit ins Wasser, zeigte uns den Weg zu den Korallen und liess uns dann alleine. So liessen wir uns eine knappe Stunde vor, über und in das Riff treiben, bestaunten bunte Fische und vielfältige Korallen, bevor wir wieder zum Boot schwammen. Inzwischen war das Wasser auch trüb geworden und es ankerten auch mehr Boote als bei unserer Ankunft. Wir fuhren zum Ufer, wanderten den Strand entlang zum Taxi und liessen uns zum Hotelpool bringen.
Nachmittags gingen wir auch kurz an den Strand, der allerdings bei Flut nicht vorhanden war und bei diesem Wind erst recht nicht. Schwimmen ging nicht so gut, aber schon das Betreten des Wassers ist Sport genug, wenn man im Wellental bis zum Knie und in der Welle bis über den Kopf nass wird.
Der nächste Tag begann mit Regen beim Frühstück und wir gingen nur am Strand spazieren und weil Ebbe war auch mal 100m weit Richtung Meer. Dort liegen die Felder der Algenanbauer (oder eigentlich Anbauerinnen, wir haben dort nur Frauen arbeiten sehen). Kleine Areale mit Stöcken im Grund an denen Schnüre befestigt sind und den Setzlingen Halt bieten. Diese Rotalgen landen später als Sushi auf dem Tisch oder werden zu Carrageen (E407) weiterverarbeitet um unsere Puddings, Eiscremes und Marmeladen zu stabilisieren. Nachmittags wurde es wieder schön und wir konnten baden.
Noch ein Tag am Pool und ein paar mit Tidenkalender geplanten Ausflügen zum Meer, eine sehr kurze Nacht und wir machten uns früh morgens zum Flughafen auf und flogen heim.