Nordzypern

Landkarte Nordzypern Im August 2013 hatten wir uns Nordzypern als Ausflugsziel ausgesucht. Den Süden dieser Insel hatten wir ja schon mal besichtigt, deshalb war dieses Mal der Norden dran. Der Flug über Istanbul nach Ercan war angenehm und wir wurden dann auch gleich nach Bellapais gebracht, einem Dorf nördlich von Girne, das sich rund um die Ruine einer gotischen Abtei gebildet hat.


Am nächsten Tag bekamen wir unseren Leihwagen, mit dem wir die nächsten zwei Wochen über die Insel fuhren. Zunächst nur eine kurze Strecke runter nach Girne, wo es einen Hafen, ein paar Mauern und eine Festung zu besichtigen gibt, die seit den Byzantinern den Hafen bewacht. In der Festung kann man auf den Mauern rumlaufen und Gegend ansehen, in den Türmen und inneren Bauten sind ein archäologisches Museum mit Fundstücken aus den letzten paar tausend Jahren - darunter ein 2300 Jahre altes noch halbwegs gut erhaltenes Frachtschiff - und ein paar Räume mit historisch angezogenen Schaufensterpuppen untergebracht. Damit soll das Leben der Burgbesatzung in byzantinischer Zeit, der "Lusignan-Periode" (so heisst hier die Zeit der bei den Kreuzzügen auf Zypern hängengebliebenen Könige aus dieser französischen Adelsfamilie), der Herrschaft der Venezianer, der Osmanen und der Briten verdeutlicht werden.

Nachmittags besichtigen wir noch die Ruine des Klosters Bellapais und kundschafteten die Gastronomie aus, bevor wir in den Hotelpool sprangen, um uns vor dem Abendessen noch ein bisschen abzukühlen.

Girne Girne Hafen von Girne Hafen von Girne Sweety
Girne Hafen von Girne St Hilarion von Girne gesehn Girne, Festung Girne, Festung
Bellapais Bellapais Bellapais Bellapais Bellapais

Wir hatten schon bei der Fahrt vom Flughafen nach Girne die Abzweigung nach Buffavento gesehen und fanden deshalb leicht die Zufahrt zum Parkplatz wo die Treppe zum etwa halbstündigen Aufstieg zur Burg Buffavento losgeht. Der Gebirgszug des Beşparmak (oder Fünffingergebirge, Pentadaktylos) begleitet die Nordküste fast über ihre gesamte Länge und an den wichtigeren Pässen wurden Höhenburgen errichtet, vermutlich weniger um die Pässe zu schützen (dafür stehen sie zu weit abseits der Strassen auf den benachbarten Gipfeln), sondern mehr um anschliessend den Nachschub zu behindern. Buffavento ist eine dieser Burgen, die zwar ziemlich kaputt sind, aber immer noch sehr malerische Ruinen mit tollem Ausblick abgeben. Dank des mühsamen Aufstiegs ist diese Burg auch recht einsam, zumal um die Mittagszeit.

Da wir schon mal auf den Bergen waren, folgten wir der Kammstrasse nach Osten, erst durch eine karge Gebirgslandschaft, dann durch Wälder mit Picknick-Plätzen zum Kloster Antiphonitis, bevor wir uns wieder über die Küstenstrasse auf den Heimweg machten.

Bei Girne Buffavento Buffavento Buffavento Besparmak
Besparmak Antiphonitis Antiphonitis Antiphonitis Antiphonitis

Sankt Hilarion ist die besterhaltene Burg im Beşparmak, weswegen sie in keinem Besichtigungsprogramm fehlen darf. Sie war auch leicht zu finden, lediglich ein kleiner Umweg war nötig, weil uns nicht klar war, dass man hier auf den Schnellstrassen trotz Linksverkehr auch rechts abbiegen darf. St. Hilarion ist deutlich grösser, erstreckt sich über hundert Höhenmeter in drei Ebenen und hier wird dem burgenunkundigen Besucher mit ein paar Schildern auch erklärt, was er gerade sieht. Es gibt auch mehr erhaltene Gebäude, die nicht der Verteidigung dienten. Man erfährt also auch wo die Vorratskammern, die Kirche und die Wohnung der Könige untergebracht waren, die die Burg zeitweise als Sommerresidenz nutzten. Sogar ein gut erhaltener Aborterker lässt sich besichtigen.

Nach der Burgbesichtigung gabs noch einen Eiscafé im Hafen von Girne, einen Besuch beim Geldautomaten und wieder den Pool.

Sankt Hilarion Sankt Hilarion Sankt Hilarion Sankt Hilarion Sankt Hilarion
Sankt Hilarion Sankt Hilarion Sankt Hilarion Bellapais Bei Lefke

Am nächsten Morgen gings weiter nach Westen, erst an der Küste entlang, dann weiter ins Landesinnere und wieder zur Küste, etwa dorthin, wo die Grenze die beiden Teile Zyperns teilt, nach Lefke. Der Ort ist nicht besonders sehenswert, ein kleines Bauerndorf inmitten von Zitronenhainen, Olivenbäumen und ein paar Weinbergen, am Ortsrand ziemlich aufwändige Villen oder Ferienwohnsitze. Wir gingen nachmittags nur noch ein bisschen spazieren auf der Suche nach gelben Zitronen, nur um festzustellen, dass hier sowohl auf den Bäumen als auch auf den Tischen nur grüne vorkommen.

Bei Lefke Bei Lefke Bei Lefke Bei Lefke

Die beiden antiken Sehenswürdigkeiten dieser Gegend sind Soli und Vouni. Zuerst besichtigten wir Soli, das Überbleibsel einer in der Antike mal bedeutenden Stadt. Ausser einem Palast - oder eigentlich dessen Grundmauern, einem Theater und einer Basilika ist allerdings nicht mehr viel übrig. Dank der Zettel mit Lageplan, die man bei jedem Ticketkauf dazubekommt, fanden wir auch alles. Wirklich sehenswert ist aber eigentlich nur die Basilika, deren Ausgrabung überdacht wurde und wo man auf Stegen über den Mosaikfussboden laufen kann. Unter anderem über den berühmten "Schwan von Soli", den besterhaltenen Teil des Mosaiks. Die "Ente von Soli" und die ebenfalls gut erhaltenen Delphine sind aus irgendeinem Grund weniger berühmt.

Vouni liegt etwas westlich davon auf einem Hügel. Dort gibt es eine Palastanlage aus dem fünften Jahrhundert vor Christus zu besichtigen, die für ihre Aussicht berühmt ist. Die überall aufgestellten Tafeln erklären, auf welchem Teil des Palastes man gerade steht. Die Badezimmer mit Meerblick beeindruckten uns besonders und wir beneideten die antiken Höflinge, die aus ihrem infinity pool an klaren Tagen das Tauruspanorama über dem Meer geniessen konnten. Für Leute, die gerne völlig alleine über Ausgrabungsfelder laufen, ist Vouni ein echter Geheimtipp. Wir waren eine gute Stunde unterwegs und in dieser Zeit kam kein weiterer Besucher an.

Nachmittags scheiterten wir daran, ins Meer zu kommen. Wir wollten Schatten, entweder unter einem Baum oder unter einem gemieteten Schirm. Leider gab es keine Bäume an geeigneten Uferabschnitten und dort wo Strandbars auch Liegen vermieteten gab es keine Schirme dazu. Also wieder nur kurz in den Pool und zum Abendessen in eines der beiden Restaurants im Ort, das zwar nur einfache Gerichte bot, aber dafür von äusserst prächtig und exotisch gekleidetem Publikum aus der benachbarten Moschee besucht wurde (der Preis für diese Gäste ist übrigens, dass man kein Bier in so einem Restaurant bekommen kann.

Schwan von Soli Soli Soli Soli Soli
Soli Vouni Vouni Vouni Vouni

Nach der Besichtigung des Westens machten wir uns auf, den Osten der Insel zu erkunden. Die Schnellstraße brachte uns recht schnell an Lefkoşa / Nicosia vorbei weiter an die Ostküste. Dort bogen wir dann nach Norden ab um erneut das Fünffingergebirge zu überqueren. Auf dem Kamm lag die dritte guterhaltene Höhenburg, Kantara. Etwas kleiner als St. Hilarion, kürzerer Aufstieg als Buffavento, aber genauso sehenswert und die Aussicht nach Osten auf die langgestreckte Karpaz-Halbinsel zeigte uns schon mal, wo wir noch hinwollten. Danach gings wieder auf die kürzlich gut ausgebaute Küstenstrasse entlang der Nordküste, auf der wir trotz der relativ langen Strecke recht früh Dipkarpaz, den östlichsten Ort der Insel erreichten.

Besparmak Besparmak Besparmak Kantara Kantara
Kantara Kantara Kantara Kantara, Echse Kantara

Am nächsten Tag gings dann ganz in den Osten zur Spitze der Karpaz-Halbinsel. Die Gegend dort ist leicht hügeliges Gestrüpp mit schroffen Klippen, die gelegentlich sandige Buchten bilden. Die grösseren dieser Buchten haben so eine Art Dünen im Hinterland. Bewohnt wird der Karpaz von wilden Eseln und Meeresschildkröten, die aber nur zum Eierlegen kommen (die Schildkröten, nicht die Esel). Schildkröten sahen wir an diesem Tag keine, aber jede Menge Esel. Ziemlich aufdringliche an der Strasse und am Parkplatz des Klosters Sankt Andreas, etwas scheuere Tiere auch neben der Strasse. Bademöglichkeiten gab es hier endlich auch, einige der Buchten wurden auch als Campingplatz, Picknick-Areal oder Strandbar genutzt.

Unterwegs zur Karpaz-Halbinsel Dipkarpaz Karpaz, Ziegen Karpaz Karpaz, Wildesel
Karpaz, Achtung Wildesel Karpaz, St Andreas Karpaz, Wildesel Karpaz Karpaz
Karpaz Karpaz Karpaz, Wildesel Karpaz, Wildesel Karpaz, Wildesel
Karpaz Karpaz Karpaz

Die halbwegs gute Strasse zur Ostspitze führt die Südküste der Halbinsel entlang, wir wollten aber auch die Nordseite sehen und fuhren dort an die Küste. Unterwegs gab es die Ruinen der Stadt Aphendrika zu besichtigen (zwei halbe Kirchenschiffe) und eine weitere in der Karte verzeichnete antike Stätte namens "Urania" haben wir wohl übersehen.

Nach ein paar Kilometern wurde die Strasse für unseren Polo langsam zu schlecht und wir machten einen kleinen Spaziergang runter zu den Klippen. Hier in der "Erzengel-Bucht" gab es allerdings keine versteckten Sandbuchten, sondern nur bizarre Steinwüsten mit schrecklich spitziger Oberfläche, die überhaupt nicht daran denken liess, Haut damit in Berührung kommen zu lassen.

Agios Philon Afendrika Afendrika Afendrika Karpaz
Karpaz Karpaz Karpaz Karpaz, Echse Karpaz

Auf dem Weg zurück fanden wir dann einige der Buchten, Die Vorliebe der Leute hier für Familienpicknick, verbunden mit der Neigung, den Dreck danach einfach liegen zu lassen verwandelte diese lauschigen Plätzchen beim Näherkommen in ziemliche Müllkippen. Wir fanden dann bei der Kirche Agios Philon einen aufgeräumten Strand mit Schirmchen, wo man bis zum malerischen Sonnenuntergang baden konnte.

Kurz vor Sonnenuntergang wollten wir zusammenpacken und die Kameras holen, als uns der Schirmvermieter mit "turtles are coming, maybe" auf einen ankommenden Defender hinwies. Aus dem stiegen Leute mit Eimern voller kleiner Schildkröten aus, die sie hundert Meter über den Strand trugen und unter regem Interesse der wenigen Badegäste an der Uferlinie auskippten. Die kleinen Schildkröten krabbelten dann sehr zielstrebig Richtung Meer, liessen sich noch zwei- oder dreimal von der Brandung zurückwerfen und verschwanden dann im Ozean. Die Kleinen stammen aus Gelegen, die zuvor am Strand ausgegraben worden waren, wo die Mütter die Eier zu nahe am Wasser abgelegt hatten. Hinter diesem etwa 30 Meter breiten Streifen gab es alle paar Meter Gruben, die mit Schildchen markiert und mit einer Art Grillrost abgedeckt waren. Das waren die nicht ausgegrabenen Gelege, deren Brut ganz alleine schlüpfen, graben und den Weg zum Meer finden muss.

Karpaz, Schildkrötenbabys Karpaz, Schildkrötenbabys Karpaz, Schildkrötenbabys Karpaz, Schildkrötenbabys Karpaz, Schildkrötenbabys
Karpaz, Schildkrötenbaby Karpaz, Schildkrötenbaby Karpaz Karpaz, Schildkrötengelege Karpaz

Den Rest des Urlaubs verbrachten wir sesshafter. Nach einem Kaffee in Boğaz, einem kleinen, von Immobilienanzeigen für neugebaute Ferienwohnungen dominierten Städtchen mit Hafen ging es in unser Hotel am Strand von Salamis. Hier verliessen wir die Welt kleiner Hotels und einsamer Strände und tauchten ein in die Welt der all-inclusive-Klötze mit neun Stockwerken und intensiv bewirtschaftetem Sandstreifen.

Die antike Stadt Salamis lag ein paar Kilometer südlich des Hotels und bot sich für einen kurzen Ausflug an. Das Gebiet dort ist recht weitläufig und nur die besser restaurierten Teile (ein Theater, ein Gymnasium und eine Therme mit schön erkennbaren Becken, Fussbodenheizung und beheizten Sitzbänken) liegen in der Nähe des Eingangs. Zu den weiter entfernten Kirchen, der Agora und dem nicht mehr gut erkennbaren Tempel des Zeus muss man allerdings ein paar hundert Meter laufen, zum Teil über die ebenfalls ausgegrabene gepflasterte Strasse. So liefen wir dann plötzlich wieder sehr einsam durch die Küstensträucher, die hier über und über bedeckt waren mit kleinen weissen Schnecken, die auch Totholz und Metallpfosten bedeckten, die eher wenig Schneckennahrung bieten.

Bogaz Salamis Salamis Salamis Salamis
Salamis Salamis Salamis Salamis Salamis

Nach einem Mittagssalat wollten wir dann noch die Königsgräber besichtigen, waren aber zu spät dran, die werden um 15 Uhr geschlossen und so fuhren wir wieder zum Strand.

Um sicher zu gehen, dass dieses Mal geöffnet ist, fuhren wir am nächsten Tag gleich in der Früh zu den Königsgräbern. Oder zu den Adelsgräbern, so genau weiss man das nicht. In diesem Areal befinden sich ein paar dutzend Gräber, davon vier oder fünf besser erhaltene. Die Grabkammern selbst, gemauerte Zimmer unter Hügeln, waren schon vor Jahrhunderten geplündert worden. Anscheinend wussten die Grabräuber aber nicht, dass vor einer Kammer auch eine Art Zufahrt angelegt wurde und neben diesem "Dromos" auch was zu finden war. Heutzutage stehen dort kleine Gewächshäuser, in denen die Skelette der Pferde liegen, die mit ihrem Besitzer zusammen begraben wurden.

Wer mehr davon sehen will, muss das kleine Museum besuchen, das neben dem Eingang steht. Dort sind das Zaumzeug der Opertiere, Bilder von der Ausgrabung, die Rekonstruktion eines Streitwagens, der dort gefunden wurde und ein paar Zeichnungen zu sehen, die ganz gut zeigen, was man gerade gesehen hat.

Sankt Barnabas Sankt Barnabas Königsgräber Königsgräber Königsgräber
Königsgräber Königsgräber Museum bei den Königsgräber Museum bei den Königsgräber Museum bei den Königsgräber

Den Rest des Tages verbrachten wir in der Altstadt von Famagusta. Erst mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer, dann einfach quer durch die Stadt mit den Kirchen als Orientierungspunkten. Der Rest der Stadt ist nämlich ziemlich neu, neben ein paar Lagern am Hafen haben hauptsächlich die Kirchen die Jahrhunderte überdauert, entweder als Ruine oder umgewandelt als Moschee. Der gotischen Kathedrale wurde zum Beispiel ein Minarett angebaut, alle Götzenbilder wurden entfernt und die Wände wurden neu geweisselt und schon hatte man eine schöne Moschee, deren aufgeräumtes Inneres auch sehr beeindruckend aussieht. Den Abschluss des Rundgangs bildete der Besuch einer Konditorei.

Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta
Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta
Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta Famagusta

Von der Ostküste kommt man in einer knappen Stunde nach Lefkoşa / Nicosia und so führte unser letzter Ausflug in die geteilte Hauptstadt. Wir blieben allerdings nur im Nordteil, der hat uns beim letzten Besuch auch besser gefallen. Wir hatten keinen Plan, was wir ansehen wollten und waren froh, einer blauen Linie folgen zu können. Diese Strassenmarkierung zeigt einen empfohlenen Rundwanderweg durch die Altstadt, der nicht nur Sehenswürdigkeiten zeigt, sondern auch "einfach so" durch die Stadt führt. Natürlich führte uns der blaue Strich auch an der Selimiye-Moschee und an der Karawanserei vorbei, die wir besichtigten. Nach einem Döner (der erste, bisher gabs keinen, weil kleine Läden selten genug Umsatz machen, einen ganzen Spiess aufzubrauchen) gings wieder zum Strand.

Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia
Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia
Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia Nicosia

Den letzten Tag verbrachten wir nur noch schlafend, lesend und schwimmend am Meer.

 

geozaehler